Effi liest
Elena Sophie von Burow, genannt Effi, ist nicht auf den Mund gefallen und entspricht daher so gar nicht dem Ideal einer wohlerzogenen jungen Dame Ende des 19. Jh. Als sie mit einem unsittlichen Buch erwischt wird, fliegt sie kurzerhand aus dem Mädchenpensionat und muss sich daraufhin entscheiden, welchen Weg ihr Leben in Zukunft nehmen soll. Effi möchte gerne Psychologie studieren, doch für eine Frau ist das Ende des 19. Jh. nicht einfach. Effis resolute Tante Auguste möchte die junge Frau hingegen viel lieber als Ehegattin sehen und bereitet sie auf ein standesgemäßes Leben als Hausherrin vor. Zu allem Überfluss lernt Effi den sympathischen Arzt Maximilian kennen und muss sich mit den zweifelhaften Theorien seiner Kollegen auseinandersetzen, wonach lasterhafte Frauen eine chronisch entzündete Nase haben. Zu dumm, dass sie ausgerechnet immer dann einen Schnupfen bekommt, wenn sie auf Maximilian trifft ... - Das unterhaltsame Buch ist kurzweilig und flott geschrieben und basiert auf wahren Begebenheiten, die im Anhang kurz erläutert werden. Effi ist ein sympathischer Charakter, der sich nichts vorschreiben lässt und althergebrachte Überzeugungen scharfsinnig hinterfragt. Die Anklänge an Theodor Fontanes "Effi Briest" scheinen nicht beabsichtigt zu sein. Eine intelligente, ironische Lektüre, die für alle Bestände geeignet ist.
Vanessa Görtz-Meiners
rezensiert für den Borromäusverein.
Effi liest
Anna Moretti
Lübbe (2019)
348 Seiten
fest geb.