Das verschlossene Zimmer
Ein wohlgehütetes Geheimnis ist der Verbleib von Maries Mutter. Ihr Vater, engagierter Arzt in Krakau, tut alles, um deren Verbleib zu verschleiern. Und Marie versucht alles, um mehr über ihre Mutter zu erfahren. Gerade beginnt zunehmender Antisemitismus, die polnischen Juden zu schikanieren, da verliebt sich Marie in einen jüdischen Freund aus ihren Kindertagen. Sie konvertiert zum Judentum, um ihren Freund heiraten zu können, und sie spürt der Vergangenheit ihrer Eltern nach, die ein dunkles Geheimnis umgibt. Die Lösung ist eine echte Überraschung, und gleichzeitig konsequent. Die Reise zu Maries Vergangenheit nimmt die Autorin zum Anlass, die Diskriminierung der Frauen anzuprangern, die immer wieder zum Spielball der Männer werden - oft schonungslos und drastisch geschildert. Gleichzeitig zeigt sie kaum vorstellbares Elend der Kriegsheimkehrer und von Hungersnöten. Für gefestigte Leser ein ergreifender Ausflug in die jüngste Vergangenheit Polens und ein Einblick in bedingungslose Mutterliebe.
Lotte Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das verschlossene Zimmer
Rachel Givney ; Übersetzung aus dem Englischen von Ute Leibmann
lübbe (2022)
542 Seiten
fest geb.