Dem Schafott entronnen
Wörtlich passt der Titel nur auf Madame Royal, wie die Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette genannt wurde. Die Autorin beschreibt Lebensgeschichten angefangen von Luthers Kindern bis nahezu in die Gegenwart; deren berühmten Vorfahren oder Geschwister stammen aus allen Bereichen und verschiedenen Ländern. Nicht immer ist der beachtenswerte Vorfahr allgemein bekannt, so zum Beispiel Warren Hastings, britischer Gouverneur in Indien, dafür das Schicksal seines Sohnes umso anrührender. Aus den einzelnen Kapiteln spricht viel Wissen um Familiengeschichten. Immer wieder schweift die Autorin deshalb vom Kerngeschehen ab und nennt Vergleichbares. Das aber erschwert zuweilen das Verfolgen der Gedankengänge und roten Fäden, weil dem unbefangenen Leser die Namen viel weniger geläufig sind als der Autorin. Ein ziemlich durchgängiges Anliegen ist ihr, auf die hohe Sterblichkeit von Frauen im Kindbett hinzuweisen und auf die jahrhundertelang unveränderten Rollenverteilungen, die wissenschaftliche und berufliche Tätigkeiten von Frauen lange Zeit ausschlossen. Angenehm ist, dass Zitate und Quellen kursiv gesetzt sind. Insgesamt ist das Thema als reizvoll zu bewerten; bei manchen Abschnitten wäre eine Art Stammbaum hilfreich gewesen. Für größere Bestände.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Dem Schafott entronnen
Karin de la Roi-Frey
Stieglitz Verlag (2020)
215 Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
kt.