Sieben Leben - Brunnengasse
Nachdem 1752 die streunende Katze „Frieda“ das Baby Maria Agnes gegen die Streiche der Dorfjungen im Württembergischen Dürrmenz verteidigt hat, darf die Katze in der ärmlichen Familie des Mädchens bleiben. Maria Agnes entwickelt eine Art Seelenverwandtschaft mit Frieda und deren Nachkommen. Sie führt Kunststücke mit einer der Katzen auf dem Markt auf und verkauft alljährlich Friedas Nachwuchs. Ihr selbstbewusstes Auftreten beeindruckt auch sozial höher gestellte Dürrmenzer wie den Chirurgen und die Konsulentin, die dem Mädchen zu Freunden werden. Doch ein Dorfjunge tut alles, um Maria Agnes zu schaden. Wie Becker im Nachwort schreibt, spürt sie mit ihrer Protagonistin dem Leben einer ihrer Ahninnen nach. Viele Figuren bleiben statisch. Jedoch lässt Becker ihre einfühlsam gezeichnete Protagonistin mit fiktiven und historischen Figuren verschiedener sozialer Schichten in Kontakt treten, wodurch sie zum einen durch die Konsulentin die aufkeimende Emanzipation Ende des 18. Jh. thematisiert. Zum anderen fängt sie durch Einfließen der altertümlichen Sprache gekonnt die Atmosphäre der damaligen Zeit vor dem Hintergrund des sozialen Gefüges und der Lebensumstände ein.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Sieben Leben - Brunnengasse
Carolin Becker
Stieglitz Verlag (2021)
592 Seiten
kt.