So bittersüß, so abgrundtief
Aus der 1727 geschlossenen Liebesheirat der katholischen Prinzessin Maria Augusta von Thurn und Taxis und des zum katholischen Glauben konvertierten Herzogs Carl Alexander von Württemberg gehen sechs Kinder hervor. Im protestantischen Württemberg
wird die im Westfälischen Frieden vereinbarte Religionsfreiheit so missachtet, dass die Herzogfamilie ihre Religion nur im Privaten ausüben kann. Als ihr Mann stirbt und die Protestanten die Macht an sich reißen, obwohl der Herzog testamentarisch seine Frau als Interimsherrscherin eingesetzt hatte, fordert sie ihre Rechte bei Kaiser Karl VI. ein, der sie vertröstet, sodass sie sich an den Preußenkönig wendet, um zumindest die Erziehung ihrer Söhne und deren Erbfolge zu sichern. Fiedler zeichnet das Leben der Herzogin aus deren Sicht als fiktionale Autobiografie nach. Die thematisch, nicht chronologisch beschriebenen Ereignisse erfordern durch die vielen Vor- und Rückgriffe eine aufmerksame Lektüre. Historische Ereignisse, das Handeln und die Sprache der Figuren entsprechen der Zeit. Der Prolog des Autors, der Stammbaum der Herzogfamilie und die Bibliografie laden zu weiterführender – wissenschaftlicher – Lektüre ein. Vor allem für Büchereien in Baden-Württemberg interessant.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.

So bittersüß, so abgrundtief
Herbert Fiedler
Stieglitz Verlag (2023)
267 Seiten
kt.