Scheidung auf Islamisch in der Via Marconi
Der tunesischen Wurzeln entstammende Sizilianer Christian Mazzari studiert arabische Sprachen und arbeitet als Übersetzer bei Gericht. Eines Tages wird er vom italienischen Geheimdienst angeheuert, um als verdeckter Ermittler eine Gruppe muslimischer
Einwanderer zu überwachen, da der Verdacht besteht, dass ein Terroranschlag geplant wird. Christian bekommt eine neue Identität und zieht als tunesischer Immigrant namens Issa in ein Flüchtlingswohnheim ein. Täglich besucht er, wie alle Immigranten, das Internetcafé "Little Cairo" und ruft dort regelmäßig unter einer tunesischen Telefonnummer seine angeblichen Eltern an. Als er eines Tages wieder telefoniert, bemerkt er in der Nebenzelle eine junge weinende Frau. Safia, eine junge Ägypterin, die nach der Hochzeit mit ihrem Mann aus ihrer Heimat floh, in der Hoffnung ein freieres Leben führen zu können. Leider hat sich ihr Traum von Freiheit und Unabhängigkeit nicht erfüllt, da ihr Ehemann von ihr verlangt, streng nach den muslimischen Gesetzen zu leben. Immer wieder begegnen sich die beiden mehr zufällig und fühlen eine große Sympathie zueinander. Safias Ehe wird immer schwieriger, und so kommt es bei einem Streit dazu, dass ihr Mann wütend die Scheidung ausspricht. Als sich dies zum dritten Mal wiederholt, gilt die Ehe nach islamischen Recht als geschieden. Nur wenn Safia einen anderen Mann heiratet und sich von diesem wieder scheiden lässt, wäre eine gemeinsame Zukunft wieder möglich ... - Eine aus dem Leben gegriffene, spannend erzählte Geschichte, welche die kulturellen Differenzen deutlich macht, jedoch als wichtige Botschaft auch das menschliche Miteinander in den Vordergrund rückt. Ein großes Lesevergnügen und breit einsetzbar. (Übers.: Michaela Mersetzky)
Elfriede Bergold
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Scheidung auf Islamisch in der Via Marconi
Amara Lakhous
Wagenbach (2012)
Wagenbach-Taschenbuch ; 685
235 S.
kt.