Zorngebete
Jbara kann weder lesen noch schreiben, doch sie ist schön, und das ist ihr Ticket raus aus dem Kaff, in dem ihre Familie in einem Ziegenlederzelt haust. Um zu überleben, muss sie ihren Körper verkaufen. Mädchen vom Lande wie sie werden nicht gefragt,
was sie wollen - die Männer nehmen sich einfach, was sie brauchen. Aus Jbara wird Shehrazade, die Geschäfte laufen gut, sie wird unersättlich und lehnt den ehrlich gemeinten Heiratsantrag des Gärtners ab. Nach einer Razzia kommt sie ins Gefängnis, ihre Schönheit ist dahin, jetzt bleibt nur noch die Ehe mit einem alten Dorfscheich. In all ihrer Einsamkeit, ihrem Leid und Elend vertraut sie sich immer wieder Gott an und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, konfrontiert ihn mit Vorwürfen und Zweifeln. Doch tief in ihrem Innern trägt sie ein ungebrochenes Vertrauen darauf, dass er ihr beisteht in ihrer Entwicklung, und dabei zu lernen, wer sie ist. In schonungslos offenen Worten konfrontiert uns die Autorin mit Jbaras Schicksal, deren ungebrochenes Gottvertrauen sich wie Balsam auf all ihre Wunden und die der Leser legt. Breit einsetzbar. (Übers.: Sabine Heymann)
Martina Häusler
rezensiert für den Borromäusverein.

Zorngebete
Saphia Azzeddine
Wagenbach (2013)
Quartbuch
120 S.
fest geb.