Revolution in Russland
Vor hundert Jahren veränderte die Oktoberrevolution das riesige Russland und zugleich die weltpolitische Lage. Etwa 10 Millionen Menschen bezahlten diese Umwälzung mit ihrem Leben als Folge von Bürgerkrieg, Hungersnot, Verelendung und brutaler Gewalt. Die so entstandene Sowjetunion war Jahrzehnte lang Vorbild oder Schreckbild für das Streben nach einer sozial gerechteren Welt. Der englische Historiker Stephen A. Smith beschreibt in sieben Kapiteln die Wurzeln der Revolution, verschiedene Reformansätze, die Revolution 1917, den folgenden Bürgerkrieg, den Kriegskommunismus und die Neue Ökonomische Politik mit ihren Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Mit vielen Fakten und differenzierenden Beurteilungen schafft Smith ein Zeitbild, das seinesgleichen sucht. Wirklich kenntnisreich kann er abwägen, begründen und bei all den vielen Neuerungen gewisse Konstanten herausstellen, so etwa die Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung, patriarchalische Denkmuster oder die verhängnisvolle Verachtung der Bolschewiki für alles, was mit Markt zusammenhängt. Bei aller Kritik am Kommunismus und der Korruptheit von Funktionären betont Smith ein Festhalten der Bevölkerung an den Idealen der Sowjetmacht. Die Lektüre ist freilich nicht ganz leicht angesichts der Vielzahl von Ereignissen und politischen Aktionen, rasch wechselnder Programme, der Fülle an Begriffen und Namen. Einige Schwarz-Weiß-Bilder fangen die Atmosphäre der Zeit ein. Dem Autor geht es nicht bloß um eine ausführliche historische Darstellung der Oktoberrevolution, die in Tyrannei endete, wie er betont; er zeigt auch, dass die Bolschewiki eine Antwort auf die Ausbeutung des Kapitalismus suchten, die wohl nicht die letzte sein dürfte. Für große Bestände.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Revolution in Russland
Stephan A. Smith
Zabern (2017)
496 S. : Ill., Kt.
fest geb.