Von der Lust am Eigensinn
Nach einer Einführung, in der sich Wolfgang Korn, Journalist mit dem Schwerpunkt Geschichte, mit der Definition von "unbequem" im historischen und gesellschaftlichen Kontext auseinandersetzt und kurz die von ihm ausgewählten Protagonisten vorstellt, widmet er sich ausführlich der Beschreibung von Motiven und Handlungsweisen der für ihn typischen "unbequemen Deutschen" und hinterfragt ihre gängige historische Bewertung. Dazu gehören u. a. Th. Müntzer (Reformator und Aufrührer), S. Hahnemann (Vater der Homöopathie), M.F. Anneke (Frauenrechtlerin), der Politiker F.-J. Strauß und die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof. Obwohl sie alle gesellschaftlich unterschiedlich verortet waren, verschiedene Motive besaßen und auch in den Methoden zur Durchsetzung ihrer Ziele nicht übereinstimmten, trifft man bei allen - so betont der Autor - auf herausragende Fähigkeiten, zündenden Ideenreichtum, große Begeisterungsfähigkeit, aber auch auf Unberechenbarkeit, Rücksichtslosigkeit und Skrupellosigkeit. Je mehr man in die interessante Lektüre einsteigt, umso deutlicher zeigt sich jedoch, dass der Verfasser seine Beispiele doch sehr einseitig sucht und Eigensinn und Kritik, Unnachgiebigkeit und Entschlossenheit, Aufbegehren und Widerstand fast ausschließlich im linken gesellschaftlichen Spektrum findet. - Für große Bestände bedingt zu empfehlen.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Von der Lust am Eigensinn
Wolfgang Korn
Theiss (2012)
192 S. : Ill.
fest geb.