Helmut Schmidt
Als Helmut Schmidt am 16. Mai 1974 Nachfolger des im Zusammenhang mit der Guillaume-Affäre zurückgetretenen Bundeskanzlers Willy Brandt wurde, begann eine 8 1/2 Jahre dauernde Kanzlerschaft, die im Nachhinein von vielen als unbedeutend charakterisiert wurde. Die Autorin dieses Buches jedoch beschreibt Schmidt als einen Politiker, der schon früh die große Bedeutung sowohl finanzpolitischer und weltwirtschaftlicher als auch militärstrategischer Fragen erkannt hatte und zur Grundlage seiner Politik machte. Für ihn war Außenpolitik gleichzeitig Wirtschaftspolitik und darüber hinaus konnte seiner Meinung nach die wirtschaftliche Stabilität nicht von der militärischen Sicherheit getrennt werden. Daher war ihm eine direkte Kommunikation mit ausländischen Spitzenpolitikern sehr wichtig und er initiierte die ersten Gipfelgespräche. Ein weiteres wichtiges Thema dieses Buches ist die Rolle Schmidts während der Verhandlungen über eine mögliche Herstellung und Stationierung der Neutronenbombe sowie die daran anschließenden Verhandlungen zum späteren NATO-Doppelbeschluss: er wollte die Stärkung der Abschreckung gegenüber dem Osten bei gleichzeitiger Förderung des Dialogs. Neben diesen wichtigen weltpolitischen Themen bringt die Autorin auch immer wieder die Probleme Schmidts innerhalb der SPD zur Sprache, vor allem sein Verhältnis zu Egon Bahr. - Trotz mancher Längen ist das Buch, das auch viele Fotos beinhaltet, allen Büchereien zu empfehlen.
Julia Massenkeil-Kühn
rezensiert für den Borromäusverein.
Helmut Schmidt
Kristina Spohr
Theiss (2016)
384 S. : Ill.
fest geb.