Bonifatius

Als Apostel der Deutschen hat der hl. Bonifatius heute einen schweren Stand: Den einen gilt er als missionarischer Haudegen, den anderen als ultramontaner Eiferer für die Sache des Papstes. Ein viel differenzierteres und sachgerechteres Bild von ihm Bonifatius zeichnet Judith Rosen, die ihr Können als Historikerin wie auch ihre spirituelle Sensibilität schon in ihrem Buch über den hl. Martin unter Beweis gestellt hat. Für sie war Wynfreth/Bonifatius nicht nur ein frommer englischer Mönch, sondern auch ein an der antiken Bildung interessierter Gelehrter, der allerdings - vielleicht nach einer Lebenskrise - das Licht des Glaubens auf den dunklen Kontinent bringen und dort etablieren wollte. Seine Bindung an Rom war nicht geistige Beschränktheit, sondern entsprach seiner Idee von der Universalität des Christentums. Überraschend vor allem, dass Bonifatius bei seiner Missionstätigkeit, obwohl auch er politische Verbindungen zu den Karolingern nutzte, sich eher am antiken Christentum orientierte und die Freiheit der religiösen Entscheidung betonte. Rosen bindet den Apostel der Deutschen zurück in den europäischen Kontext, ohne ihn jedoch mit der modernen Europa-Idee zu überfrachten: Es war seine universale Form des christlichen Glaubens, die ihn bis heute für ganz Europa bedeutsam sein lässt und seine Verehrung rechtfertigt. - Für Büchereien jeder Größe sehr zu empfehlen.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Bonifatius

Bonifatius

Judith Rosen
wbg Theiss (2022)

271 Seiten : Illustrationen, Karte
fest geb.

MedienNr.: 751350
ISBN 978-3-8062-4503-5
9783806245035
ca. 32,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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