Luftholen

Josch, geschieden, Schwimmmeister in einem Seebad, unterhält sich oft mit dem Teenager Leonie. Das Mädchen möchte tauchen lernen. Entgegen Joschs Fürsorge entwendet sie eine Tauchausrüstung und ertrinkt. Josch wird vom Dienst suspendiert, weil Luftholen man ihm zumindest Pflichtverletzung vorwirft. In der Zeit wird sein Kontakt zu Maria enger, einer erblindeten Mittdreißigerin, die er auch aus dem Dienst kennt. Mit ihr macht er sich auf den Weg nach Menton, wo sein halbwüchsiger Sohn bei Mutter und Stiefvater lebt. Seit Jahren besteht fast kein Kontakt mehr. In Menton gibt es eine winzig kleine Chance, dass Vater und Sohn sich näherkommen. Doch Josch kann den Moment nicht nutzen. Und ebenso wenig versteht er, was ihm die blinde Frau geben könnte. - Ein kleine, aber entscheidende Sequenz im Leben eines Mannes. Er ahnt ihre Bedeutung, kann aber die greifbare Lösung nicht annehmen. Faszinierend sind die Passagen, in denen der Autor die Sichtweise der Blinden vorherrschen lässt. Wie ihr Josch die Umgebung erklärt und wie sie die anderen Sinneseindrücke verarbeitet. Marias Krankheit ist gleichzeitig eine Metapher für Joschs Blindheit dem eigenen Leben gegenüber, seine Unfähigkeit, sich aus dem Leben seines Buben zurückzuziehen und sich mit den Konsequenzen einer gescheiterten Ehe abzufinden. - Lesenswert.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Luftholen

Luftholen

Oliver Wnuk
Krüger (2013)

255 S.
fest geb.

MedienNr.: 376848
ISBN 978-3-8105-2382-2
9783810523822
ca. 16,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.