Savoir-vivre

Der französische Journalist Max Goffard kommt zu Beginn der 1930er Jahre nach London, trifft dort den charismatischen Oberst William Strether, mit dem er lange Interviews führt. Im Mittelpunkt steht dabei oft dessen Teilnahme an der wichtigen Schlacht Savoir-vivre von Mons im Ersten Weltkrieg. Unterbrochen werden die Erzählungen des Obersten durch die Lebensgeschichte von Gladys, einer einfachen, eher unscheinbaren Frau, die sich ihren Lebensunterhalt beim Theater und als Haushaltshilfe verdienen muss. Eines Tages gerät Oberst Strether, auch wegen seiner Verwicklung in die British Fascist League und deren Umtriebe, in Schwierigkeiten. Im Gefängnis erfolgt die Überraschung: "Fassen Sie mich nicht an ... ich bin eine Frau." - Hédi Kaddour unternimmt in seinem schmalen Roman einige Umwege, um zum Kern des Geschehens vorzustoßen. Umso überraschter ist der Leser, wenn er am Ende des Buches mit allen Hintergründen konfrontiert wird. Die schwache Gladys hat sich in den starken Oberst Strether verwandelt und führt eine "normale" Ehe. Ein lebendig anschauliches Porträt des Lebens und Denkens in Großbritannien der 20er und 30er Jahre des 20. Jh. - erzählt auf großartig leichte Weise. Allen Büchereien empfohlen - auch zur Ergänzung von Kaddours Roman "Waltenberg" (BP/mp 10/122). (Übers.: Grete Osterwald)

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Savoir-vivre

Savoir-vivre

Hédi Kaddour
Eichborn (2011)

217 S.
fest geb.

MedienNr.: 568079
ISBN 978-3-8218-6136-4
9783821861364
ca. 18,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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