Tschernobyl Baby
Im April 1986 kam es in Pripjat bei Tschernobyl zum bisher schlimmsten Unfall in einem Kernkraftwerk. Die Autorin hat sich auf die Reise durch die Landstriche gemacht, die bis heute von den Folgen der Katastrophe betroffen sind. Zusammen mit ihrer Übersetzerin Mascha sprach sie mit Menschen, die, wie Mascha, in der Nähe der Sperrzonen oder - wie der Tadschike Nazyr - sogar in den sogenannten "ausgesiedelten Zonen" leben. Es sind erstaunliche Geschichten, auf die Merle Hilbk stößt, Geschichten von Menschen, für die die Folgen der Katastrophe Teil ihres alltäglichen Lebens sind. Gleichzeitig reflektiert Hilbk ihre eigene Biografie. Ein Leben im Münsterland, zwischen "No Future" und jugendlicher Orientierungslosigkeit, bis der atomare Super-GAU zur Initialzündung für politische Leidenschaft wurde. Ihre Reise ins Herz der Reaktorkatastrophe ergänzt Merle Hilbk mit Schilderungen der jungen Weißrussin Mascha, die die gemeinsamen Recherchen aus ihrem eignen Blickwinkel wiedergibt. Mit Blick auf die atomare Katastrophe in Japan leider besonders aktuell.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Tschernobyl Baby
Merle Hilbk
Eichborn (2011)
275 S. : Ill., Kt.
fest geb.