Zwischen Krieg und Frieden
Der bekannte englische Historiker zieht für seine umfangreiche Darstellung der Jahre 1944 bis 1946 überwiegend nichtdeutsche Quellen heran. Geschickt beschreibt er diese Jahre aus Sicht der Besatzer und der Besiegten. Die Abwechslung zwischen dem Eingehen auf die politischen und militärischen Grundzüge einerseits und der Schilderung von Einzelschicksalen andererseits macht die Lektüre für einen breiten Leserkreis lehrreich und auch spannend. Deutlich ist herausgearbeitet, welche Unterschiede bei der Besetzung des Landes unter den Alliierten bestanden, wie sich dann das Leben in den vier Besatzungszonen unterschied und wie schließlich die Entwicklung der drei Westzonen sich immer stärker abhob von der in der sowjetisch besetzten Zone. Einzelthemen wie die Werwolfbewegung gegen Kriegsende, das zum Scheitern verurteilte Fraternisierungsverbot und die Entwicklung der Entnazifizierung nach dem Krieg werden übersichtlich erklärt. Auch heikle Themen wie die Vergewaltigungen durch die Sieger oder die Judenverachtung des amerikanischen Generals Patton werden nicht heruntergespielt. An einigen Stellen merkt man, dass der Autor etwas nicht ganz verstanden hat, z.B. wenn er das Wort "Persilscheine" erklärt. Sein Ausblick auf die "Adenauerrepublik" wird nicht alle Fachkollegen überzeugen. Trotz dieser kleinen Einwände kann man Taylors Buch als Standardwerk über diese dramatischen Jahre der deutschen Geschichte allen Büchereien empfehlen. Die gelungene Übersetzung ins Deutsche durch Klaus-Dieter Schmidt trägt zur guten Lesbarkeit nicht unwesentlich bei.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zwischen Krieg und Frieden
Frederick Taylor
Berlin-Verl. (2011)
518, [16] S. : Ill., Kt.
fest geb.