Die katholische Schule

Ein Verbrechen an zwei jungen Frauen, das sich 1975 real ereignet hat im Ferienort Monte Circeo unweit Roms, gab den Anlass für die Entstehung dieses Werks. Zwei der drei Täter haben das gleiche katholische Jungengymnasium besucht wie der Autor. Die katholische Schule Die Bezeichnung "Roman" sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich weniger um einen erzählerischen als um einen analytisch-reflexiven Text handelt, durchwoben mit Erinnerungen und Selbstanalysen. Edoardo Albinati, Regisseur, Schriftsteller und tätig als Lehrer an der Gefängnisschule von Rebibbia nimmt die grausame Vergewaltigung zum Anlass, Ursachenforschung in breit angelegter Perspektive zu betreiben, immer verknüpft mit einer kritischen Prüfung männlicher Prägungen und Verhaltensweisen und der Frage nach den Macht- und Gewaltverhältnissen zwischen den Geschlechtern. Darin ist das Buch hochaktuell und einzigartig. Teils schildert der Autor gesellschaftliche Haltungen und Zeitgeist aus eigenem Erleben, teils erkundet er systematisch Hintergründe aus anthropologischem, soziologischem oder psychoanalytischem Blickwinkel. Er stellt dabei kluge Fragen und vermag aus dem Ursachengeflecht gewisse Faktoren herauszulösen, die eine solch monströse Tat zum damaligen Zeitpunkt an genau jenem Ort mitbedingt haben können. Die Verantwortung der katholischen Schule sieht Albinati in einer nahezu alles zulassenden verzeihenden Haltung, die keine Grenzen aufzeigt. Immer wenn der Autor wirklich erzählt, vermag er zu fesseln. Doch die ausufernden Nebenstränge und herangezogenen Theorien fordern vom Leser überdurchschnittliche Geduld. (Übers.: Verena von Koskull)

Angelika Rockenbach

Angelika Rockenbach

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die katholische Schule

Die katholische Schule

Edoardo Albinati
Berlin-Verl. (2018)

1294 S.
fest geb.

MedienNr.: 895672
ISBN 978-3-8270-1359-0
9783827013590
ca. 38,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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