Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer

"Dass, was am meisten zerrt in diesem Augenblick? Dass alle Pläne anders gefasst werden müssen." So beginnt der Debütroman der Autorin, deren Protagonistin kurz vor ihrem 30. Geburtstag erfährt, dass sie wegen einer schweren Nierenkrankheit eine Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer neues Organ benötigt. Der Roman beschreibt sehr feinsinnig in der Ich-Form die Auseinandersetzung der Protagonistin mit ihrem Schicksal. Unsentimental bleibt der Stil des Denkens und Fühlens, weil die Perspektive des aufmerksamen Beobachtens und der Reflexion von Anfang bis Ende durchgehalten wird. Das heißt aber nicht, dass damit nicht auch starke Gefühle zum Ausdruck kommen, diese werden durch innere Bilder und Atmosphärisches beim Lesen lebendig. An manchem Detail und nicht zuletzt im Titel des Buches macht sich der fotografische Blick der Autorin bemerkbar: "Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer", eine lyrische Anspielung auch auf die Situation der jungen Frau, die krankheitsbedingt gezwungen ist, ihren gesamten Alltag daraufhin auszurichten. Das Besondere dieses Buches ist, dass trotz der Dramatik der geschilderten Situation Hoffnungslosigkeit keine Chance hat. Im Gegenteil: Die Bewältigung der Krankheitssituation wird zugleich zu einer Chance eines neuen Umgangs mit komplizierten Beziehungen zu den Eltern und auch Freunden der Protagonistin. Es ist ein starkes und stärkendes Buch, das ohne Klischee und Plattitüde auskommt. In jeder Hinsicht sehr zu empfehlen.

Lioba Speer

Lioba Speer

rezensiert für den Borromäusverein.

Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer

Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer

Tabea Hertzog
Berlin Verlag (2019)

221 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 597517
ISBN 978-3-8270-1390-3
9783827013903
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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