Bei den großen Vögeln

Als ihre fast neunzigjährige Großmutter Ali nach einem Krankenhaus-Aufenthalt nicht mehr in ihre eigene Wohnung zurückkann, sondern in ein Pflegeheim ziehen muss, ist die junge Enkelin verstört. Ausgerechnet ihre lebensfrohe und unternehmungslustige Bei den großen Vögeln Ali, die immer für sie und ihre Geschwister da war und nie alt zu werden schien, liegt jetzt krank und hinfällig im Pflegeheim, redet vom Sterben - und die Enkelin will das einfach nicht akzeptieren. Sie besucht sie oft und will so viele Geschichten wie möglich aus Alis Leben hören, um sie aufzuschreiben und vor dem Vergessen zu bewahren. Ali erzählt meist nur kurze, lustige Episoden, alles andere ist für sie nicht so wichtig. Dabei hat sie ein arbeitsreiches, selbstbestimmtes Leben gelebt, hat ihr Dorf verlassen und als Hausmädchen in London gearbeitet, nach der Rückkehr in die Schweiz war sie Bedienung und Fließband-Arbeiterin, hat Familie, Arbeit, Kinder und Haushalt bewältigt. Die Lücken in Alis Erzählungen versucht die Enkelin mit ihrer Fantasie zu füllen, zweifelnd, ob das richtig ist. Nach Alis Tod kann sie nur langsam aus ihrer verzweifelten Trauer finden. - Ein berührender und nachdenklich stimmender Roman über das Abschiednehmen und den Tod eines Menschen, der immer da war und nie mehr da sein wird, außer in der Erinnerung; erzählt in einer oft poetischen Sprache, die nie sentimental wird. Unbedingt lesenswert.

Gudrun Eckl

Gudrun Eckl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Bei den großen Vögeln

Bei den großen Vögeln

Annina Haab
Berlin Verlag (2021)

279 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 972867
ISBN 978-3-8270-1427-6
9783827014276
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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