Meister Eckhart

Der spätmittelalterliche Dominikaner Meister Eckhart gilt gemeinhin als einer der großen deutschen Mystiker, und gerade dies erschwert vielen den Zugang zu seinem Leben wie zu seiner Lehre. Dieses Buch des Historikers J. F. Harrington beseitigt unnötige Meister Eckhart Barrieren, indem es das Denken Eckharts in seinen geistesgeschichtlichen Kontext (Augustinus, Thomas von Aquin, Dietrich von Freiberg) stellt und es nicht als eine in sich verschlossene Mystik, sondern als eine Suche nach dem "wesenhaften Gott" beschreibt, die von allen anthropomorphen, bloß selbstkonstruierten Gottesbildern bewusst Abstand nimmt und sich - ganz schlicht gesagt - von der Wirklichkeit Gottes treffen und überraschen lassen will. Damit diese Einsicht überhaupt Boden gewinnen kann, leistet Harrington eine wahre Kärrnerarbeit, wenn er den gesellschaftlichen und historischen Graben zu überwinden sucht, der uns von Eckharts Zeit trennt, und überdies auch die für viele nicht minder fremde Spiritualität der Dominikaner und das mittelalterliche Universitätssystem erklärt. Eckhart wurde, wie dieses Buch eingängig begründet, schon zu Lebzeiten mehr missverstanden als verstanden; und seine Theologie ist wahrlich keine leichte Kost. Trotzdem gelingt es Harrington, Zugänge freizulegen, die, wenn man Anstrengungen des Denkens nicht scheut, gerade heute für eine reife christliche Spiritualität nutzbar gemacht werden können.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Meister Eckhart

Meister Eckhart

Joel F. Harrington ; aus dem Englischen von Norbert Juraschitz und [einem anderen]
Siedler (2021)

539 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 977019
ISBN 978-3-8275-0095-3
9783827500953
ca. 30,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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