Das Land meiner Väter
Im ersten Viertel des 20. Jh. war Kurt Wolff, der einem bildungsbürgerlichen Milieu mit jüdischen Wurzeln entstammte, ein sehr bekannter deutscher Verleger avantgardistischer Literatur (Kafka, Roth, Werfel, Kraus u.a.), in erster Ehe verheiratet mit einer Tochter aus der Pharmafamilie Merck in Darmstadt. 1933, inzwischen geschieden und wiederverheiratet, wich er vor den Nazis zunächst nach Südeuropa aus und emigrierte 1941 auf abenteuerliche Weise in die USA. Dort baute er erneut einen Literaturverlag (Pantheon) mit auf, bevor er die letzten Lebensjahre in der Schweiz verbrachte. - Alexander Wolff (*1957), US-amerikanischer Sportjournalist und Enkel von Kurt Wolff, erzählt die weitverzweigte, bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Familiengeschichte der Wolffs, in deren Mittelpunkt sein Großvater Kurt und Alexanders Vater Nikolaus (1921-2007) stehen, der während des gesamten Zweiten Weltkriegs in der Wehrmacht diente und 1948 ebenfalls in die USA emigrierte. Um die vielfältigen Verflechtungen der Familie und ihre Geheimnisse zu durchdringen, lebte und recherchierte Alexander 2017/18 ein Jahr in Deutschland. Im Ergebnis legt er eine nicht nur gründlich erarbeitete und spannend zu lesende, sondern auch von vielen Reflexionen über schuldhafte Verstrickungen und schicksalshafte Ereignisse und Begegnungen seiner Vorfahren durchdrungene Familienbiografie vor. Dazu stellt er immer wieder auch Überlegungen zur Vergangenheitsbewältigung und Kultur der Erinnerung in Deutschland und in den USA an. Absolut lesenswert und breit empfohlen!
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Land meiner Väter
Alexander Wolff ; aus dem Englischen von Monika Köpfer
DuMont (2021)
475 Seiten : Illustrationen
fest geb.