Die Molche

Max muss zusehen, wie sein Bruder von einer Gruppe gewalttätiger Buben in die Enge getrieben und durch einen Ziegelsteinwurf tödlich verletzt wird. Er selbst ist von dem brutalen Vorgehen so gebannt, auch voller Angst, dass er, wie auch einige andere, Die Molche nicht einzugreifen wagt. Alle wissen, was passiert ist. Im Ort jedoch sagt man, der Kleine hatte eben ein schwaches Herz. Tschernik, der Anführer der Gruppe, kann weiterhin sein Unwesen treiben und Schwächere tyrannisieren. Das Dorf, irgendwo im Mittelfränkischen, ist noch geprägt durch die Nachkriegszeit, die traumatisierten Kriegsheimkehrer, einen mehr als autoritären, alkoholabhängigen Lehrer und Menschen, für die Wohlstand noch wie ein Fremdwort klingt. In dieser ländlich abgeschiedenen Umgebung wächst Max auf. Sein Vater ist Ingenieur und die Woche über nicht daheim. Max und seine Schwester sind für ihn am Wochenende eher Störfaktoren. Der Junge beginnt sich für die Natur zu interessieren, streift durch den Wald und entdeckt einen Tümpel mit Molchen, die er in einem Glas mit zu sich nach Hause nimmt und versorgt. Andere, die wie er unter Tschernik leiden, schließen sich zusammen und versuchen vergeblich, dessen Vormacht zu brechen. Auch einige Mädchen sind darunter. Eine davon, Marga, rettete Max sogar einmal das Leben, als er durchs Eis bricht und zu ertrinken droht. Zu ihr baut er eine schwärmerische Beziehung auf. Andere Mädchen sind wissender, frühreifer und verwickeln ihn in sexuelle Spielereien, denen er emotional noch nicht gewachsen ist. Am Ende besteht Max die Aufnahmeprüfung für eine höhere Schule und die Familie zieht zum Vater in die Stadt. Das Dorf ist Vergangenheit. - Ein sehr einfühlsamer Roman über eine Kindheit auf dem Land mit all den heute kaum mehr möglichen Freiheiten, aber auch mit einer dörflichen Enge und einer von allen tolerierten Gewalt im Kleinen, wie im Großen. Empfehlenswert!

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Molche

Die Molche

Volker Widmann
DuMont (2022)

251 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 998870
ISBN 978-3-8321-8172-7
9783832181727
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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