Wir schlechten guten Väter

Tobias Moorstedt hat es im eigenen Familienleben als Vater von zwei Kindern beobachtet: Die Außenwelt „vom Gemüsehändler bis zur Schwiegermutter“ ist schnell damit zu beeindrucken, wenn er einfach bloß Zeit mit seinen Kindern verbringt oder Wir schlechten guten Väter gar größere Herausforderungen wie einen Trotzanfall oder ein aufgeschrammtes Knie stemmt. Das positive Feedback spiegele die niedrigen Erwartungen an Väter, resümiert Moorstedt. Kein Wunder: die sogenannte Care-Arbeit wird in Deutschland größtenteils von Frauen geleistet. Männer sind eher Statisten in Care-Rollen. Ja, auch wenn sie eine Zeit lang in Elternzeit gewesen sind. Selbstkritisch berichtet Moorstedt aus seinem eigenen Familienleben und zeigt in brutaler Klarheit auf, wie schwer es für ihn selbst und Männer allgemein ist, den verkrusteten patriarchalischen Strukturen zu entkommen. Gespräche mit anderen Familienvätern untermauern seine Befunde. Es sind aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und der Blick auf eine Studie über die Vaterperspektive auf “Mental Load“, also die unumgängliche Organisation von Alltagsaufgaben. Besonders gut gefällt mir an Moorstedts mutiger Wortmeldung zum Thema Vaterschaft sein Transfer von der Einzelfall-Ebene auf die gesamte bundesdeutsche Gesellschaft. So wird klar: Herrschaftszeiten! Es muss sich endlich was ändern! Gut recherchiert liefert Moorstedt im Anhang seines Buches „Links und Tools“, die sich an neuartig engagierte Väter richten. Empfehlenswert.

Michaela Groß

Michaela Groß

rezensiert für den Borromäusverein.

Wir schlechten guten Väter

Wir schlechten guten Väter

Tobias Moorstedt ; mit Informationsgrafiken von Ole Häntzschel
DuMont (2022)

222 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 610150
ISBN 978-3-8321-8177-2
9783832181772
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Fa
Diesen Titel bei der ekz kaufen.