Wir müssen die Liebe neu erfinden
Die interessanten Ausführungen der in Frankreich lebenden, feministischen Autorin befassen sich außer mit dem Versuch, die Liebe gelingen zu lassen, auch mit den Auswirkungen des Patriachats. Frauen werde beigebracht, fürsorglich, selbstlos zu sein, nach Liebe zu suchen und das wird ihnen dann als Schwäche ausgelegt. Männern stehe alles zu, aber letztendlich werden beide Geschlechter nicht glücklich. Besonders tragisch, wenn es zu Gewalt gegen Frauen führt. Hoch aufschlussreich sind auch ihre Gedanken zur Objektifizierung von Frauen durch den männlichen Blick, der sich kulturell so tief eingeschrieben habe, dass die Frage, wie sie auf andere wirken, eine für viele Frauen zentrale Rolle spiele, die durch die sozialen Medien noch verstärkt werde. In ihrem Kampf für die Liebe, bringt sie ihre privaten ebenso wie die beruflichen Erfahrungen ein. Am Ende schreibt sie von der Hoffnung, dass "es immer mehr Frauen werden, die immer lauter sprechen … und sich Gehör verschaffen … wenn es darum geht, das zu definieren, was wir 'Liebe' nennen" (S. 278). Der inhaltsreiche und lesenswerte Titel kann in großen Büchereien Einsatz finden.
Michael Müller
rezensiert für den Borromäusverein.
Wir müssen die Liebe neu erfinden
Mona Chollet ; aus dem Französischen von Norma Cassau und [einer weiteren]
DuMont (2023)
303 Seiten
fest geb.