Macht
Das Leben der Norwegerin Liv ist perfekt. Ehemann, zwei süße Kinder, gemütliches Zuhause - von außen zumindest. Denn Liv ist vor Jahren als junge Studentin vergewaltigt worden. Außer einer guten Freundin weiß keiner davon, nicht einmal ihr Mann. Liv versucht mit aller Macht, sich von dem Geschehenen nicht zerstören zu lassen. Sie meidet Fahrstühle, telefoniert beim Nachhauseweg im Dunkeln mit ihrem Mann - überall lauert die Angst, von der Liv sich nicht beherrschen lassen will. Doch eines Tages wird in dem Pflegeheim, in dem sie arbeitet, eine Frau eingeliefert. Deren Bruder, ein bekannter Schauspieler, war einst wegen Vergewaltigung angeklagt. Für Liz die Gelegenheit, sich von ihrer Vergangenheit zu befreien! - Das Buch ist durchgehend aus der Perspektive von Liv erzählt und man leidet fast körperlich mit, so sehr bemüht sie sich, ihr Leben weiterzuleben. Und obwohl derbe Schilderungen von Gewalt und Sexualität völlig fehlen - oder vielleicht gerade deshalb -, kann man fast selbst nachvollziehen, welche Qual es für ein Vergewaltigungsopfer ist, "normal" weiterzuleben - und dass es trotz allem Hoffnung gibt. In Deutschland wird jede dritte (!) Frau einmal im Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Daher: Ein wichtiges Buch, eindrucksvoll und aufwühlend!
Tanja Bergold
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Macht
Heidi Furre ; aus dem Norwegischen von Karoline Hippe
DuMont (2023)
173 Seiten
fest geb.