Bugatti taucht auf
Eigentlich erzählt der erste Roman der bekannten Theaterdramatikerin Dea Loher gleich drei Geschichten, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Er beginnt mit den letzten Tagebucheinträgen von Rembrandt Bugatti, dem Bruder des genialen Konstrukteurs
der berühmten Automarke. Rembrandt war Künstler, schuf Tierplastiken und nahm sich, zutiefst depressiv, mit 32 Jahren das Leben. Sein Tagebuch gibt Zeugnis seines geistigen Verfalls. Dem schließt sich die minutiöse Schilderung der Ereignisse an, die in der Karnevalsnacht 2008 zum völlig sinnlosen Tod des jungen Luca Mezzanotte führten. Je mehr Zeugen ihre Version zu Protokoll geben, desto undurchsichtiger wird die eigentliche Ursache, die zum schrecklichen Ausgang einer zunächst harmlos anmutenden Rauferei unter jungen Männern führte. Der dritte, umfangreichste Teil des Romans handelt von der Bergung eines Autowracks aus dem Lago Maggiore, mit dem der Berufstaucher Jordi dem totgeschlagenen Sohn seines Freundes Umberto ein Denkmal setzen will. Hier schließt sich der Kreis, die wahren Zusammenhänge bleiben der Interpretation des Lesers überlassen. Parallelen gibt es für diesen zahlreiche zu entdecken, zumal alle drei Teile auf wahren Begebenheiten fußen und unschwer zu entschlüsseln sind. In seiner sprachlichen Zurückhaltung bietet der Roman viel Raum für eigene Überlegungen. Für größere und kleine Bestände mit an Außergewöhnlichem interessierten Lesern eine lohnenswerte Anschaffung!
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.

Bugatti taucht auf
Dea Loher
Wallstein (2012)
206 S.
fest geb.