Meine Reise zu Chaplin

Es geht um die Liebe zu Charlie Chaplins Filmen, die für Patrick Roth schon als Kind begann. Eine besondere Stellung nimmt der Film City Lights (1931) ein, dessen Schlussszene den Höhepunkt dieser autobiografischen Erzählung bildet: Roth beschreibt Meine Reise zu Chaplin so genau, intensiv, begeistert und mitreißend, dass man die Szene deutlich vor Augen sieht. Die Szene, in der es gerade nicht ums Sehen geht, sondern ums Fühlen: die jetzt sehende Blinde erkennt ihren Retter erst, als sie seine Hand fühlt. Die Genialität dieser Szene liege darin, dass wir "erkennen, was nicht zu sehen war" (S. 61). Für Roth "hat Chaplin diesen Film ... nur wegen dieser Szene geschaffen" (S. 62), "diesen heiligsten Moment der Filmgeschichte - der das filmische Sehen letztlich verneint" (S. 64). Als der Filmstudent Roth den Film City Lights während eines Studienaufenthalts in den USA zum ersten Mal sieht, löst das seine "Reise zu Chaplin" aus. Er beginnt, in den USA an Chaplins frühere Wirkungsstätten zu fahren. Nachdem der 22-Jährige nach Europa zurückgekehrt ist, reist er am Neujahrstag 1976 ins schweizerische Vevey, Chaplins letztem Wohnort, um dort einen Brief an sein 86-jähriges Idol abzugeben. Wie er dort ankommt und ob er Chaplin selbst zu Gesicht bekommt, daraus bezieht die Erzählung ihre Spannung. - Roths zum Teil filmische Erzählweise ist klar und dennoch emotional, zuweilen pathetisch. Trotz zahlreicher Bezüge auf andere Filme und die Mythologie, ist die Erzählung unkompliziert zu lesen. Für alle Chaplin-Freunde sehr empfehlenswert.

Meine Reise zu Chaplin

Meine Reise zu Chaplin

Patrick Roth
Wallstein (2013)

86 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 393012
ISBN 978-3-8353-1357-6
9783835313576
ca. 13,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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