Ein Brautkleid aus Warschau
Die junge Polin Marlena lernt in ihrer Heimat den Amerikaner Natan kennen, der seine jüdische Vergangenheit und das Schicksal seiner Vorfahren unter den Nazis recherchiert. Ihren Eltern kann Marlena die entfachte Liebe nicht anvertrauen, da eine streng
katholische Erziehung und konservative Haltung eine leidenschaftliche Beziehung nicht dulden würden. Umso größer wird die Bedrängnis, als Marlena schwanger wird und Natan auch noch unwissend darüber das Land verlässt, allerdings nicht ohne ihr sein Herz zu versprechen. Die Bemerkung eines gemeinsamen Freundes lässt Marlena an der Zuneigung Natans zweifeln, und sie sieht ihre einzige Rettung vor gesellschaftlicher Ächtung in einer vermittelten Heirat im Ausland. Als Frau eines holländischen Bauern, der seinerseits in Marlena einen nahen Menschen und nicht Lustgewinn sucht, bringt sie ihren Sohn zur Welt, den ihr Ehemann Andries liebevoll als sein Kind annimmt. Bei einem Heimatbesuch beschließt Marlena aber, Polen nicht mehr zu verlassen und stürzt sich, Andries und Stan, ihr Kind, ins Unglück. - Es ist das Schicksal, das in dieser Geschichte so übel spielt, doch endet der Roman trotz allem nicht bitter, sondern lässt einen Blick für das Versöhnliche offen. - In ihrem Debütroman erzählt Lot Vekemans, die bislang als Theaterautorin Bekanntheit erlangte, aus drei Perspektiven. Sprachlich figurenbezogen differenziert, mit einem klaren Blick auf das Erbarmungslose ist der Leser dem Schicksal der Protagonisten ausgeliefert. Spannend, bewegend, sehr lesenswert. (Übers.: Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach)
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein Brautkleid aus Warschau
Lot Vekemans
Wallstein (2016)
253 S.
fest geb.