Die Forelle
Leander Fischers Debütroman "Die Forelle" steht ganz in der Tradition der österreichischen Gesellschaftsromane des 20. Jh. wie Musils "Mann ohne Eigenschaften" oder Doderers "Strudelhofstiege". Vordergründig geht es um die Beziehung zwischen dem unzufriedenen Musiklehrer Siegi und seinem Mentor Ernstl, dessen Hauptbeschäftigung das Fliegenfischen ist, das er dem Erzähler auf knapp 800 Romanseiten in allen Details nahebringt. Dahinter entfaltete sich ein Panorama der österreichischen Gesellschaft und ihrer Vergangenheit bis weit ins 20. Jh. Beschrieben werden die 1980er Jahre in einem kleinen österreichischen Dorf mit ihren politischen und gesellschaftlichen Themen, wobei die Waldheimaffäre mit ihren zahlreichen Abgründen den historischen Hauptbezugspunkt bildet. - Die "Forelle", aus der Leander Fischer 2019 beim Bachmann-Wettbewerb vorlas und damit den Preis des Deutschlandfunks gewann, eignet sich für alle, die sich für die spezifisch österreichische Form des großen Ideen- und Diskursromans nach Vorbild von Musil und Doderer begeistern können und Wert auf eine assoziative, bildreiche Sprache legen, die die kunstvolle Klammer zwischen Vorder- und Hintergrundhandlung ist.
Antonie Magen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Forelle
Leander Fischer
Wallstein Verlag (2020)
780 Seiten
fest geb.