Der etruskische Spiegel

Harry Frank, ein jüdischer Architekt aus Berlin, verlässt 1934 Deutschland, da ihm die Nazis Arbeits- und Lebensgrundlage entziehen. Auf der Fahrt nach Rom lernt er im Abteil eine Frau kennen, die mit ihrer Mutter und zwei Kindern ebenfalls dorthin Der etruskische Spiegel unterwegs ist. Wie sich im Verlauf des Zusammenseins herausstellt, ist sie eine verwitwete Contessa, die in Rom einen großen Palazzo besitzt. Man ist sich sympathisch und so wird Harry Frank eingeladen, seine Zeit in Rom in ihrem Haus zu verbringen. Ihm, der ein Vierteljahrhundert älter ist als die schöne Gräfin, ist wohl bewusst, dass ihre gemeinsame Zuneigung nur Schwärmerei, nie aber von Dauer sein wird. In einem Trödelladen kauft er die Replik eines etruskischen Spiegels. Die Contessa, deren Mann Archäologe war, ist begeistert von der Präzision des Imitats, führt ihn in ein Museum und zeigt ihm das Original. In einem unbeaufsichtigten Moment tauscht Frank die beiden Objekte aus. Was nun beginnt, ist eine Zeitreise. Wenn er in den Spiegel schaut, versetzt dieser ihn 2500 Jahre zurück. Er ist ein jüdischer Sklave in einem etruskischen Herrenhaus. In einer Art Wahrtraum erlebt er, wie der Sohn der Herrin bei einem Wagenrennen ums Leben kommt. Als er den Spiegel weglegt, wird ihm mit Schrecken bewusst, dass Achille, Sohn der Contessa, gerade auch an einem Pferderennen teilnimmt ... - Bei der Neuauflage dieses 1936 erstmals erschienenen Romans hat man ihn bewusst nicht nach heutiger Rechtschreibung bereinigt oder den Sprachduktus verändert und so für größtmögliche Authentizität gesorgt. Mit Harry Frank begibt sich der Leser auf einen kunst- und kulturhistorisch bemerkenswert kundigen Spaziergang durch ein Rom von der Antike bis in die 40er Jahre. Ein sehr umfangreiches Nachwort gibt Hinweise zum Lebensweg des Autors und erklärt die Hintergründe der Entstehung des Romans. Lesens und empfehlenswert.

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der etruskische Spiegel

Der etruskische Spiegel

Georg Hermann
Wallstein Verlag (2021)

305 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 607829
ISBN 978-3-8353-5036-6
9783835350366
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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