Von der Kirche im Stich gelassen?

Insgesamt dominiert bei diesem Titel der Eindruck einer vertanen Chance. Zunächst fehlt ihm leider eine klare Struktur, die ohne inhaltliche Überlagerungen auskommt. Weiterhin fehlt eine echte Auseinandersetzung mit dem Phänomen der sexualisierten Von der Kirche im Stich gelassen? Gewalt im Raum der Kirche sowie mit dem Auseinanderklaffen von den Lebenswelten Jugendlicher einerseits und den offiziellen kirchenamtlichen Aussagen zum Thema Sexualität andererseits. Die Autoren versuchen aufzuweisen, dass diese Kluft gar nicht so groß sei, aber der Versuch will nicht so recht gelingen und verhindert eine offene Diskussion der kirchlichen Positionen eher als dass er sie befördert. Die Sammlung von Aspekten zum Thema ist manchmal interessant, wirkt mitunter aber auch recht beliebig. Es befremdet, dass im Kapitel über die Konsequenzen aus den Skandalen um sexuelle Gewalt als erstes bedauert wird, dass Zärtlichkeiten außer einem Handschlag nun "vorerst" keinen Platz in kirchlicher Jugendarbeit haben dürfen. Dieser Band ist zwar zeitnah zum Publikwerden des Skandals veröffentlicht worden, wird dem Ausmaß des Desasters aber nicht ansatzweise gerecht - schade.

Annette Jantzen

Annette Jantzen

rezensiert für den Borromäusverein.

Von der Kirche im Stich gelassen?

Von der Kirche im Stich gelassen?

Andreas Illa ; Stephan Leimgruber
Topos plus (2010)

Topos-Taschenbücher ; 747
123 S.
kt.

MedienNr.: 566852
ISBN 978-3-8367-0747-3
9783836707473
ca. 12,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Pä, Re
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