Tauben fliegen auf
In den siebziger Jahren wandert Ildiko Koscis Familie in die Schweiz aus. Die Eltern der Erzählerin eröffnen eine Wäscherei, der gesellschaftliche Aufstieg gelingt mit der Übernahme eines Cafés. Die Familie erwirbt die Schweizer Staatsbürgerschaft, die Wurzeln bleiben jedoch fest in der Vojvodina verhaftet, wo die geliebte Großmutter und der Rest der Familie lebt. Ildiko und ihre Schwester Nomi wissen um die Schwierigkeiten der serbisch-ungarischen Familie, in der vieles unausgesprochen bleibt. Als Tito stirb und Jugoslawien in einem Bürgerkrieg versinkt, hat dies auch Auswirkungen auf die Familie. Die Autorin trägt ihre Geschichte selbst vor, sie klingt wie ein junges Mädchen, überzeugend und authentisch. Sehr eindringlich beschreibt sie, wie das Mädchen Ildiko die Integration in der Schweiz wahrnimmt - als Wanderin zwischen zwei Welten, in beiden heimisch, aber in keiner zuhause. Man spürt die Betroffenheit, die Angst um die Familie in der Vojvodina während des Krieges und bekommt ein Kribbeln auf der Haut in den Passagen der ersten Verliebtheit. Das Stück hat eine gewisse Länge, wird aber nie langweilig. Allen Büchereien sehr zu empfehlen.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.
Tauben fliegen auf
Melinda Nadj Abonji. Gelesen von der Autorin
Random House Audio (2011)
6 CD (ca. 430 Min.)
CD