Beste Absichten
Ostberlin 1989: der Ich-Erzähler, später Äppstiehn getauft, stolpert zufällig über eine Rockband mit dem verheißungsvollen Namen "Die Seuche". Kurzerhand wird Äppstiehn ihr Manager und schon tingeln sie von einem Familienfest zum nächsten "Fresswürfel"-Auftritt.
Wie Äppstiehn selbst, hat auch jedes der Bandmitglieder sein Päckchen zu tragen, und doch wollen alle das gleiche: mit ihrer Musik erfolgreich sein. Äppstiehn lässt keine Möglichkeit unversucht, um seine "Seuche" an den Mann zu bringen. Jeder Kontakt wird ausgeschöpft und so lässt er sich, um an Geld zu gelangen, auch auf Autoschiebergeschäfte ein. Doch die Wende hatte keiner der Mitwirkenden auf dem Schirm. Thomas Brussig versteht es, eine leichte, humorvolle, "ostalgische" Stimmung zu erzeugen, ohne besonders politisch zu sein. Im Vordergrund steht die Musik und die Einzelgeschichten der Personen: leicht, kurzweilig, schön. Und genau diese schöne wehmütige Leichtigkeit transportiert Stefan Kaminski beim Vorlesen. Allein die freche schnippische Berliner Schnauze oder auch die typische Arroganz der Jung-Erwachsenen, in denen Revoluzzerherzen schlagen, haben mich begeistert und die gut vier Stunden wie im Flug vergehen lassen. Überall empfohlen.
Jana Miene
rezensiert für den Borromäusverein.

Beste Absichten
Thomas Brussig. Stefan Kaminski liest
Argon (2017)
Argon edition
3 CD (ca. 250 Min.)
CD