An den Mauern des Paradieses
Die Erzählung bewegt sich auf drei Handlungsebenen. Auf der ersten sucht in den 1920er Jahren der kanadische Forscher David Ostrich am Persischen Golf nach Legenden zur Genesis. An einer Staudamm-Baustelle werden Tontafeln entdeckt, die neue Aspekte zum biblischen Schöpfungsmythos liefern könnten. Szenenwechsel zur zweiten Erzählebene in einer nahen Zukunft. Ein libanesischer Offizier sitzt mit dem Kanadier in einer Gefängniszelle. Der Libanese erzählt, mit welchen brutalen Mitteln die Landesgrenzen geschützt werden sollen. Der kanadische Forscher bemüht sich, seinen Verstand zu behalten und schreibt alles Erlebte in seinem Notizbuch nieder und führt damit die beiden Handlungsfäden zusammen. In die beiden Erzählstränge eingebunden sind Berichte über den auf den Tontafeln niedergeschriebenen Schöpfungsmythos, der von einem Paradies berichtet, das bedroht ist. Und es werden Nachrichten eingestreut, die von einem steigenden Meeresspiegel berichten, der zu einer weltweiten Flüchtlingswelle führt. Es dauert etwas, bis sich die Erzählstränge zuordnen lassen. Die Sprecher setzen das anspruchsvolle Hörspiel fesselnd um. Es bedarf jedoch der Bereitschaft, sich auf die surreal erscheinenden, anfänglich nicht zuzuordnenden Erzählschienen dieser Mischung zwischen historisch belegbarer Geschichte (wie z.B. die Entdeckung der Tontafeln) und Dystopie einzulassen. Für anspruchsvolle Hörer, die solche Herausforderungen lieben, kann das Hörbuch angeboten werden.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.
An den Mauern des Paradieses
Martin Schneitewind ; Hörspielbearbeitung und Regie: Ulrich Lampen ; mit Katja Bürkle [und weiteren]
der Hörverlag (2019)
2 CDs (circa 96 min)
CD