Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau

Verstört und überdreht berichtet die 48-jährige Diane vom Ende ihrer Ehe, genauer: Wie sie damit umgeht, nachdem ihr Mann sie wegen einer deutlich jüngeren Frau verlassen hat. Sie setzt sich in Tagebuchmanier mit ihrem Büroalltag und ihren Vorstellungen Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau auseinander, sie könnte einem Berufskollegen gefallen. Sie schildert, wie sie ihre Schwiegermutter abblitzen lässt, die ihren Sohn immer noch in den Himmel lobt. Köstlich ist die Szene geschildert, als die Neue bei ihr auftaucht, um auf gut Wetter zu machen. Oder wie sie von notorischer Unruhe getrieben über Land fährt und bei einem skurrilen alten Herrn landet. Ihre Erfahrungen teilt sie mit ihrer besten Freundin, die ebenfalls eine Ehe hinter sich hat, aber mit ganz anderen Problemen kämpfen muss. - Das Buch beginnt am Punkt Null, als Diane von Zerstörungswut gepackt wird und mit Brachialgewalt etliche Möbel entsorgt. Langsam löst sie sich von der Vorstellung, die Zeit ließe sich zurückdrehen; auch das Verhältnis zu ihren erwachsenen Kindern tariert sich allmählich aus. Man gewinnt den Eindruck, Diane war über die Jahre tatsächlich in der Rolle einer fügsamen Ehefrau gefangen und die abrupte Trennung wirkte wie ein Ventil auf ihre Gefühlswelt. Insgesamt eine amüsante Lektüre für Nicht-akut-Betroffene, aber in vergleichbaren Situationen dürfte einer Frau der Sinn sowieso nicht nach Lesen stehen.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau

Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau

Marie-Renée Lavoie ; aus dem kanadischen Französisch von Christiane Landgrebe
eichborn (2020)

254 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 959851
ISBN 978-3-8479-0064-1
9783847900641
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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