Die Augenblicke des Herrn Faustini
Herr Faustini (zul. "Herr Faustini und der Mann im Hund", s. BP 08/586) lebt in Hörbranz, einem Dorf in Vorarlberg, in einem alten Haus mit wildem Garten inmitten emsig Rasen mähender Gartenbesitzer. Er weiß, er gehört nicht dazu. Er liebt es, hinter die Fassaden der Wirklichkeit zu schauen. Und weil er spürt, dass ein Riss durch sein Inneres geht, sucht er eine Therapeutin auf. Diese rät ihm zu verreisen, um seinen Mittelpunkt zu finden. "Sie sind eben sensibler als die meisten, meint Frau Nussbächle ... Sie sollten diese Gabe ehren." Herr Faustini wählt nach dem Zufallsprinzip Edenkoben aus und macht sich per Zug auf die Suche nach "dem Augenblick, in dem alles zusammenkommt". Und tatsächlich trifft er auf Gleichgesinnte. In Neustadt an der Weinstraße löst der Anblick einer anmutigen Frau etwas in ihm aus, es "öffnete sich in Herrn Faustini ein Fenster und Licht strömte in sein Inneres" (77). - Und dieses Licht lässt der mit vielen Preisen ausgezeichnete Autor Wolfgang Hermann mit seiner Geschichte auch in den Leser strömen. Er macht uns sensibel für scheinbare Belanglosigkeiten und hält somit unsere Geschäftigkeit für einen Augenblick an. Allen Beständen zu empfehlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Augenblicke des Herrn Faustini
Wolfgang Hermann
Haymon (2011)
135 S.
fest geb.