Das fremde Kind
Als Konrad Jonsson, Globetrotter und Lebenskünstler, vom Tod seiner Zieheltern Hermann und Signe erfährt, beginnt für ihn eine Reise in die Vergangenheit, in die eigene Kindheit und das Drama seines Lebens: zu dem Tag, an dem seine Mutter für immer verschwand. Die mit wenig Liebe, aber dunklen Ahnungen und unverstandenen Momenten gefüllten Jahre werfen ihre Schatten bis in die Gegenwart. Wie sehr, wird Konrad erst am Ende klar, als sich für ihn, der nicht immer nur Opfer war, sondern auch selbst Schuld verarbeiten muss, die Schleier fallen. Der Journalist Olle Lönnaeus entwickelt ein stimmiges Bild einer schwedischen Kleinstadt, in welcher der äußere Schein alle innere Leere, Ängste, Andersartigkeit, Hass und Verzweiflung übertüncht. Die detailgenauen Beschreibungen führen den Leser ab und an auf falsche Wege, erzeugen aber eine schier unerträgliche Spannung, die es ihm schwer macht, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Überraschende Wendungen tun ihr Übriges dazu. Dass Lönnaeus auf Schwarz-Weiß-Klassifizierungen und eingleisige Charaktere verzichtet, macht die Geschichte besonders lebendig und lebensnah. Empfehlenswert. (Übers.: Antje Rieck-Blankenburg)
Traudl Baumeister
rezensiert für den Borromäusverein.
Das fremde Kind
Olle Lönnaeus
Rowohlt Polaris (2011)
463 S.
fest geb.