Das geheime Leben des Albert Entwistle
Albert Entwistle ist Postbote im englischen Toddington. Er ist ein Einzelgänger, der allen Kontakten aus dem Weg geht. Seine einzige Beziehung zu einem anderen Wesen beschränkt sich auf Gracie, seine Katze. Kurz vor Weihnachten erhält er Post vom
Arbeitgeber. Albert wird im kommenden März 65 und soll dann pensioniert werden. Die Aussicht stürzt ihn, der seinen ganzen Lebenssinn in der Arbeit sieht, in tiefe Verzweiflung. Doch damit nicht genug! Gracie erkrankt an Krebs und muss eingeschläfert werden. Für den menschenscheuen Mann bricht eine Welt zusammen. Da begegnet ihm Nicole, eine alleinerziehende, von Sozialhilfe lebende junge Frau. Ihr öffnet er sich mehr und mehr, outet sich als homosexuell und, bestärkt durch sie, versucht er nun seinen früheren Freund George zu finden, den er vor 50 Jahren schmählich im Stich gelassen hat. Er entwickelt mit Hilfe der jungen Frau ein völlig neues Lebensgefühl. Je mehr er sich nun auch anderen gegenüber outet, desto offener, selbstbewusster und fröhlicher wird er. Seine Kollegen akzeptieren ihn in seiner Art, andere bestärken ihn mehr und mehr. Nach einer ersten Spur werden die Hinweise auf Georges jetzigen Aufenthalt immer klarer und Nicole drängt Albert, seinen früheren Geliebten zu besuchen und sich endlich mit ihm auszusprechen. - Eine äußerst humorvolle und einfühlsam erzählte Geschichte, die zurückhaltend, aber nicht einschränkend mit dem Thema Homosexualität, früher wie heute, umgeht.
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das geheime Leben des Albert Entwistle
Matt Cain ; aus dem Englischen von Marie Rahn
Ullstein (2021)
432 Seiten
kt.