Schliemanns Welten
Dieser Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung gewährt tiefe Einblicke in die Persönlichkeit Heinrich Schliemanns (1822-1890), der auch heute noch wegen seiner archäologischen Grabungserfolge viele Menschen erstaunt und begeistert - trotz berechtigter Kritik an seinen oft unbedachten, pseudowissenschaftlichen Grabungsmethoden. Wie schon der Titel verrät, beleuchtet die Ausstellung zum einen das Phänomen Schliemann von allen Seiten, zum anderen verdeutlicht sie, wie sich das ihn prägende wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld als motivierende und ihn stets herausfordernde Schubkraft auswirkte. In verständlich formulierten Kapiteln präsentieren sich die einzelnen Etappen in Schliemanns Leben und verdeutlichen seine Visionen und deren Verwirklichung an eindrucksvollem alten und neuen Bildmaterial. Von der schwierigen Kindheit und Jugend, seiner durch Geldmangel verhinderten höheren Schulbildung spannt sich der Bogen über seine Kaufmannslehre und sein immer erfolgreicheres Leben als Kaufmann mit florierender Handelsniederlassung in St. Petersburg bis zu seinem gewinnbringenden Engagement während des Goldrausches in Kalifornien und dem immensen Reichtum, der ihm die Realisierung seiner Visionen ermöglicht. Auf Homers Spuren sucht und findet er Troja, entdeckt Mykene sowie Tiryns und sammelt bedeutende Funde dieser einmaligen Hochkulturen, was ihm, dem Autodidakten, auch Spott von Seiten der etablierten Wissenschaft einbringt. Das Ausstellungskonzept wendet sich auch dem privaten Bereich zu, seinen beiden Ehen, seinen Kindern und seiner neuen Heimat Athen. Eine aktuelle Bewertung und Einordnung Schliemanns rundet dieses außergewöhnliche Buch ab, das für jede Bücherei bestens geeignet ist.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schliemanns Welten
[Hg.: Matthias Wemhoff]
E.A.Seemann Verlag (2022)
320 Seiten : zahlreiche Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.