Der blonde Hund

In der Spree entdeckt man 1925 eine unbekannte männliche Leiche. Die Kommissare Spiro und Bohlke hören sich um und erfahren, dass in der Nähe ein weiterer junger Mann mit blutenden Wunden gesehen wurde. Anonym erhalten sie sogar dessen Personalausweis. Der blonde Hund Sie glauben an eine Verbindung. Denn der Tote im Wasser stammte ebenfalls aus München und schrieb für den Völkischen Beobachter. Er war Gast einer Klavierbauerfamilie, die ihrerseits mit einem Münchner Verlegerpaar bekannt war. Spiro reist deswegen inkognito nach München, lernt dabei einen amerikanischen Journalisten kennen und macht sich mit ihm auf die Suche nach dem verletzten jungen Mann, den sie für einen Tatzeugen halten. Die Spuren führen sie zu Artamgemeinschaften, in denen Jugendliche zu landwirtschaftlicher Arbeit angeleitet werden sollen. Doch die politische und gesellschaftliche Brisanz ist ihren Vorgesetzten zu groß. - Die Autorin schafft durch ihre Beschreibungen ein dichtes Bild der Roaring Twenties. Sie hebt die gesellschaftlichen und politischen Gesinnungsunterschiede zwischen Berlin und München deutlich heraus. Sehr gelungen, da völlig dem damaligen Wissensstand entsprechend, sind ihre Hinweise auf Hitler, der nie namentlich genannt wird, weil er zumindest für Berliner 1925 ein völliger Niemand war. Beim Lesen spürt man, welche Potenziale schon damals hinter der nationalsozialistischen Bewegung standen. Der Stil einer Kriminalstory ist wegen der aufgebauten Spannung ein vortreffliches Mittel, mit leichter Hand mehr über die Anfänge der "Bewegung" zu erfahren. Empfehlenswert!

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der blonde Hund

Der blonde Hund

Kerstin Ehmer
Pendragon Verlag (2022)

458 Seiten
kt.

MedienNr.: 750118
ISBN 978-3-86532-763-5
9783865327635
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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