Ostkind

Der mit Erfolg gekrönte Autor von Drehbüchern für TV, Kino und Serien und Regisseur von Kurzfilmen Arne Kohlweyer stellt sein Romandebüt vor. Die Hauptfigur, der neunjährige Marko, erzählt sein Leben in der Zeitspanne vom 13. bis 27.06.92. In Ostkind diesen zwei Wochen hat Marko viel auszuhalten, denn die zügige Aufeinanderfolge seelisch erschütternder Ereignisse und Erkenntnisse rauben ihm seine kindliche Naivität und sein Vertrauen in die Erwachsenen. Seine nicht beantworteten Fragen treiben ihn in einen misslingenden Suizidversuch. Die Rahmenerzählung offenbart Ereignisse aus Markos Vergangenheit, was den Lesern*innen ermöglicht, ein puzzleartiges Gesamtbild zu erstellen. Kenntnisse aus dem DDR-Staat erleichtern die Einordnung. Im Verhältnis der Eltern zu ihrem Sohn drückt sich die ostdeutsche Haltung der Unfreiheit aus. Sie reden nicht offen, klären nicht auf, trauen ihrem Sohn nichts zu, wollen ihn schützen und bewirken das Gegenteil. Sie kämpfen mit ihrem eigenen Schicksal, denn in der DDR war ihr Selbstwertgefühl noch vorhanden. Informationen über Fernsehen und Literatur bekam Marko weder in der DDR noch in Ostberlin. Die Eltern in ihrer Hilflosigkeit wecken alles andere als Sympathie. Der Erzählstil dieses tragikomischen Romans ist flüssig, zügig zu lesen und durch komische Szenen in seiner Tristesse abgemildert.

Gudrun Schüler

Gudrun Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ostkind

Ostkind

Arne Kohlweyer
Pendragon Verlag (2022)

160 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750853
ISBN 978-3-86532-806-9
9783865328069
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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