Die andere Insel

Eine siebzigjährige Deutsche landet auf der venezolanischen Insel Margarita, weil sie den Tod ihres dort seit Jahren beheimateten Sohnes Wolfgang - angeblich ist er bei einem Badeunfall ertrunken - genauer aufklären will. Ein anonymer Brief weist Die andere Insel eher auf einen Mord hin, verübt von ihrer Schwiegertochter und deren farbigem Geliebten. Die Recherchen des von ihr beauftragten Anwalts bringen wegen der trickreichen Verschleierungstaktik der einheimischen Behörden keine letzte Gewissheit, geben dem Leser jedoch eine Vorstellung von den bizarren Lebensumständen des Toten und liefern eine annähernd plausible Erklärung für seinen Tod. Hatte sich doch der Tote derart in die archaisch-brutalen Rituale des Hahnenkampfes verstrickt, den Suniaga faszinierend eindrucksvoll zu vergegenwärtigen versteht, dass er schließlich seinem Leben selbst ein Ende setzte. Dass die Niederlage und der grausame Tod seines Hahnes stellvertretend stehen konnten für das eigene schicksalhafte Scheitern, erscheint am Ende auch einem nüchtern denkenden europäischen Leser nachvollziehbar. Ein großer lateinamerikanischer Erzähler, der zeitweise auch in Deutschland lebte, hat in seinem bestechend klar, sensibel und gleichzeitig schnörkellos erzählten Erstlingsroman die faszinierend fremde Welt der "anderen Insel" Margarita erstehen lassen. Der für lateinamerikanische Autoren so typische Einbruch des Irrationalen findet sich auch bei Suniaga und gibt dem fesselnd erzählten Roman eine faszinierende Doppelbödigkeit und eine beinahe philosophische Grundierung. Sehr zu empfehlen! (Übers.: Hanna Grzimek)

Die andere Insel

Die andere Insel

Francisco Suniaga
Mare (2011)

267 S.
fest geb.

MedienNr.: 350159
ISBN 978-3-86648-143-5
9783866481435
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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