Der Grund
Am zehnten Hochzeitstag bricht Laurits Welt zusammen. Er ist erfolgreicher Arzt, glücklich verheiratet, Vater einer hinreißenden Tochter. Die Jugendträume von einer Karriere als Konzertpianist sind längst begraben, verschüttet von Pflichtgefühl, Loyalität, der Einsicht, dass sein dominanter und einflussreicher Vater doch Recht hatte, dass Musik kein Lebensinhalt sei, er doch realistisch bleiben sollte. Bis zu diesem Augenblick hat Laurits nicht daran gezweifelt, dass seine Berufswahl letztendlich die richtige Entscheidung war. Immerhin hatte er als Jugendlicher seine Chance gehabt, wenn er nur ein bisschen besser gespielt hätte ... Dachte er zumindest. Es ist Zeit für einen Neuanfang. Tallin. Wenn nicht Selbstverwirklichung, dann zumindest Selbstbestimmung, Autonomie, Unabhängigkeit von seinen Eltern. Bis zum zweiten Mal alles auseinanderbricht. Jahre später. Laurits ist Barpianist auf einem Kreuzfahrtschiff. In Venedig hat er seine schwangere Freundin sitzen lassen. Die Endlosigkeit der Nächte bekämpft er mit Whiskey und One-Night-Stands. Als eine seiner Zuhörerinnen eine Fehlgeburt erleidet, hilft er nicht. Was ist passiert? "Nicht mehr daran denken. Nicht mehr darüber reden. Nicht. Mehr." Wunderbar traurig. Ein vielversprechender Erstlingsroman, voller Musik , Schmerz und Schuld. Unbedingt empfehlenswert.
Verena Aignesberger
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Grund
Anne von Canal
Mare (2014)
272 S.
fest geb.