Hotel Paraíso
Frieda, eine Frau in den Vierzigern, liest Hörbücher ein. Eines Tages versagt ihr die Stimme und man empfiehlt ihr eine Auszeit. Jonas, ihr Freund, weiß von einem kleinen Hotel an der Algarve, das über die Wintermonate schließt und nach einer
Person sucht, die ein wenig auf das Haus aufpasst. Frieda sagt zu, reist nach Portugal und lässt das "Hotel Paraíso" durch ihre Anwesenheit belebt aussehen. Bis auf den Hund Otto, den immer wieder einmal auftauchenden Hausmeister Joao und den Security-Mann, Herrn Higuchi, ist Frieda allein. Neben den täglichen Rundgängen durchs Haus, dem Öffnen der Fenster und Anschalten von Lichtern macht sie mit dem Hund lange Spaziergänge am meist menschenleeren Strand. Zeit, in der sie über ihre Arbeit nachdenkt, ihre Beziehung zu Jonas, vor allem aber über ihre Kindheit auf einem Dorf, irgendwo in Niedersachsen. Eltern und Großeltern haben dort eine Tankstelle betrieben. Hier fühlte sie sich aufgehoben. Im Dorf aber blieb das Mädchen eine Außenseiterin. Erst mit 17 erfuhr sie, dass sie einen Migrationshintergrund hat und als Baby adoptiert wurde. Vieles geht ihr jetzt in der Abgeschiedenheit am Meer durch den Kopf, manches kann sie mit Herrn Higuchi besprechen. Abwechslung gibt es nur bei kleineren Ausflügen in die Umgebung und durch Handwerker, die gelegentlich Renovierungsarbeiten durchführen. Ob Jonas, wie versprochen, über die Weihnachtstage kommt, bleibt ungewiss. – Ein Roman über einen Rückzug aus dem Getriebe der Welt mit vielen nachdenklich machenden Passagen über familiäre, berufliche und gesellschaftliche Zusammenhänge. Für alle Büchereien sehr zu empfehlen!
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Hotel Paraíso
Arezu Weitholz
mare (2024)
169 Seiten
fest geb.