Wohlstand
"Leistung schafft Werte und Wohlstand" - solche oder ähnliche Sprüche sind tägliches Brot in der Politik. Hartz IV lässt grüßen. Wer nichts oder nicht genug leistet, gerät schnell in den Geruch des "Sozialschmarotzers". Die junge Comic-Autorin Thekla Löhr (TeMeL) hat dieses Thema in ihrem Erstlingswerk "Wohlstand" dramatisch weitergesponnen: Nach einem Staatsbankrott wird eine Wohlstands-Sicherungs-Behörde (WSB) etabliert und damit ein System, in dem die Menschen nach ihrer Arbeitsleistung eingestuft werden. Ein eingepflanzter Chip gibt der Behörde jederzeit Auskunft über die Leistungsbilanz und weitere Daten jedes Bürgers. Wer zu wenig leistet, wird aufgefordert, sich selbst zu "entsorgen". Die Kellnerin Mirabelle Rapace muss zusehen, wie ihr Freund und auch ihr Vater an der menschenverachtenden systematischen Gewalt dieses Systems zugrunde gehen. Ihr - stellenweise doch reichlich naiver - Widerstand gegen die WSB scheitert. Bemerkenswert, wenn auch mit zu wenig stringentem Handlungsstrang. Ab mittleren Beständen.
Herbert A. Eberth
rezensiert für den Borromäusverein.
Wohlstand
TeMeL
Epsilon (2012)
56 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.