Die Geschwister Gadsby
Flora, Bluebell, Twig und Jasmin Gadsby müssen den größten Teil ihrer Zeit ohne Eltern auskommen: der Vater lehrt als Professor fürs Mittelalter an einem College, die Mutter reist für eine Kosmetikfirma rund um den Globus. Bluebell erträgt dieses Leben am besten, wenn sie sich wie eine Außenstehende verhält und wie eine Regisseurin die Geschehnisse als Drehbuch schildert. Zoran wird als Au-Pair eingestellt und betreut die vier Kinder, die zwischen 6 und 16 Jahren alt sind und sich genauso aufführen. Dann zieht im Nachbarhaus ein Junge ein, der Flora und Bluebell beeindruckt; die weißen Ratten bekommen Nachwuchs und die Eltern scheinen sich zu trennen. Jetzt wird es noch turbulenter, bis der sehr versöhnliche Schluss das chaotische Familienleben zwar nicht aufhebt, aber erträglich macht. Die Geschichte klingt zu Beginn wie eine ganz normale Teenager-Geschichte, bis der Zuhörer in kleinen Nebensätzen erfährt, wann das Chaos eigentlich begann - mit dem Tod von Bluebells Zwillingsschwester Iris. Seitdem flüchtet jedes Familienmitglied in seine eigene Art von Trauerbewältigung, es findet kein wirklich gemeinsames Familienleben mehr statt. Sacha Icks schildert die Erlebnisse aus Bluebells Sicht und trifft mit ihrer Stimme genau den Ton von verletzter Hilflosigkeit, die mit einer guten Portion Rotzigkeit zugedeckt wird. Das Hörbuch ist auch für etwas ältere Hörer eine sehr ansprechende Unterhaltung, die durchaus Tiefgang hat. Auch kleineren Büchereien zu empfehlen.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Geschwister Gadsby
Natasha Farrant. Gelesen von Sascha Icks
Silberfisch (2014)
4 CD (ca. 292 Min.)
CD
Borromäus-Altersempfehlung: ab 11