Lulu
Nein, in "Lulu - Die nackte Frau" geht es nicht um Sex, Lüsternheit oder um Voyeurismus. Es geht darum, sich alter Klamotten eines gewohnten Alltags zu entledigen. Lulu hat nach einem frustrierenden Vorstellungsgespräch keine Lust nach Hause zu fahren. Ihr ist klar geworden, dass sie nicht mehr die Jüngste ist und dass das Leben zuletzt fast unbemerkt an ihr vorüberging. Spontan entschließt sie, ihrem Zuhause fernzubleiben und herumzufahren, lässt sich auf eine Affäre ein, stößt auf skurrile Zeitgenossen und eine besondere Herausforderung. Ihre Kinder, ihr Mann und ihre Freunde sind zunächst verstört, beginnen dann aber, über ihr eigenes Leben nachzudenken. Étienne Davodeau lässt einen Freund der Familie und Lulus Tochter diese Geschichte einer Frau erzählen, die sich eine Auszeit nimmt, um sich treiben zu lassen und das Dasein zu genießen, aber auch, um ihr Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dies verleiht dieser überaus lesenswerten Comic-Novelle besondere Aufrichtigkeit.
Herbert A. Eberth
rezensiert für den Borromäusverein.
Lulu
Étienne Davodeau
Splitter (2012)
159 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.