Worte sind nicht meine Sprache
Der alte Schriftsteller ist zunächst etwas verdutzt, als Karl, ein junger, gut gebauter Mann vor seiner Türe steht und ihn darum bittet, ihm bei seinen Liebesbriefen zu helfen. Seine Freundin Fiorella steht nämlich auf Typen, die schreiben. Sie selber ist eine Leseratte, schreckt mit siebzehn nicht einmal vor Aristoteles zurück und verehrt besagten Schriftsteller. Dieser gibt schließlich nach und unterstützt Karl bei seiner schwierigen Aufgabe, seine Gefühle aufs Papier zu bringen. Das ist beim schüchternen, wortkargen Karl, der außerdem Legastheniker ist, keine leichte Aufgabe. Langsam tastet er sich mit dem Schriftsteller an sein Inneres heran und denkt nun über mehr nach als über seine Arbeit als Klempner, sein Rugby-Training oder das Angeln. Und schickt die gemeinsam entstandenen Mails an Fiorella. Diese akzeptiert den Betrug, auch als er auffliegt, trennt sich aber von Karl, weil er sich ihr gegenüber rücksichtslos verhält. Von da an sinkt er immer tiefer und zieht sich in sich selbst zurück. Die Situation scheint aussichtslos - auch für Karls Mutter -, als Karl ein neues Hobby entdeckt, in dem er sich verwirklichen und ausdrücken kann, ohne dabei Worte zu benutzen. Und vielleicht kann er sich so auch wieder Fiorella annähern. - Zu empfehlen ab 14 Jahren. (Übers.: Thomas Gunkel)
Clara Braun
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Worte sind nicht meine Sprache
Aidan Chambers
Knesebeck (2013)
299 S.
fest geb.