Die Unscheinbaren
Der autobiografisch gefärbte Roman beginnt mit einem Schock: 1965 muss der 18-jährige Martin Schmidt miterleben, wie seine Eltern von der Stasi wegen Spionage für den BND verhaftet werden. Dieses spannende Thema aus der Zeit des Kalten Krieges wird im Rückblick als Generationenroman erzählt. Der Protagonist, mittlerweile verwitweter Tierarzt in einem bayerischen Dorf, Vater einer Tochter, rekonstruiert dieses dunkle Kapitel seiner Familiengeschichte. Seine Recherchen ergründen das geheimnisvolle Doppelleben seiner Eltern im sozialistischen Deutschland, führen den Witwer zurück zu seiner ersten Liebe Angelika, die er damals in Ostdeutschland zurücklassen musste. Die Familiengeschichte erzählt von den politischen Repressionen, denen man als Kind von Staatsverrätern ausgesetzt war und vom Neuanfang der Familie im Westen als die Mutter, gezeichnet von Jahren der Haft, endlich freikommt. Die Nachforschungen Schmidts in den Akten des MfS und des BND, das Befragen von Zeitzeugen umkreisen die Frage, wer die Eltern verraten hat? Langsam enthüllen sich die Hintergründe des unscheinbaren Lebens der Eltern in der DDR-Gesellschaft und ihres traumatisierten Sohnes, das der Roman als spannende Agenten- und rührende Liebesgeschichte präsentiert. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Jörn Figura-Buchner
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Unscheinbaren
Dirk Brauns
Galiani (2019)
325 S. : Ill., Kt.
fest geb.