Unter dem Nordlicht
Manuel Menrath, Historiker, Lehrer und Musiker, wurde bei seinen Reisen zu den Angehörigen verschiedener Indianervölker in Kanada immer gastfreundlich aufgenommen. Immer aber musste er auch erfahren, wie sehr sich die Welt derjenigen, die schon seit Jahrtausenden in diesem Land wohnen, seit Ankunft der Europäer verändert hat: Ihre alte Kultur mit ihren Riten und Bräuchen ist zum Sterben verurteilt, ihre Kinder werden in den sog. Residential Schools zwangsassimiliert an die Werte der westlichen Welt und ihrer Wurzeln und Traditionen beraubt, die psychische Entwurzelung und Entwürdigung geht einher mit wachsendem Alkoholismus und Drogenkonsum und einer steigenden Selbstmordrate; die für die traditionell lebenden Gruppen lebenswichtige intakte Natur, die Pflanzen- und Tierwelt, wird zerstört, den Menschen ihre Lebensgrundlage genommen. Aber es regt sich auch Widerstand gegen diesen kulturellen Völkermord. All das erfuhr Menrath in seinen zahllosen Gesprächen mit Angehörigen unter anderem der Völker der Cree und Ojibwe. Wer dieses Buch liest, wird sicher desillusioniert werden von seinen bisherigen positiven Vorurteilen über Kanada. Doch er wird ein objektives Bild bekommen vom realen Leben der indianischen autochthonen Bevölkerung, ihrem Leiden, aber auch ihrem Mut und ihrem Überlebenswillen. Ein beeindruckendes, ein gutes Buch, das zum Nachdenken anregt.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Unter dem Nordlicht
Manuel Menrath
Galiani Berlin (2020)
479, [16] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig), Karten
fest geb.