Kleine Probleme
Lars ist ein 49 Jahre alter Mann, der gerade von seiner Frau verlassen wurde, weil er nichts auf die Reihe bekommt. Aber stimmt das? Ist er wirklich so ein Träumer? Als er ehrlich zu sich selbst ist, stellt er fest, dass das schon sein könnte. Er ist überzeugt, dass seine Frau ihn nur verlassen hat, weil es noch so viele unerledigte Dinge auf seiner To-Do-Liste gibt. Die logische Schlussfolgerung für ihn ist: wenn er all diese Sachen bis zum 31.12. erledigt hat, kommt Johanna zurück. Der Haken ist: es ist bereits der 31.12. Aber er schafft das. Davon ist er überzeugt. - Im gesamten Buch begleitet man Lars bei seiner Aufräumaktion. Auch bei der Steuererklärung ist man quasi live dabei. Durch die verschiedensten Gedankengänge ist das Buch sehr abwechslungsreich, obwohl der Handlungsort immer der Gleiche ist. So denkt Lars unter anderem über das zweite Gesetz der Thermodynamik nach. Zwischendrin gibt es spannende Geschichten, die er sich einfallen lässt, um sein Versagen zu verargumentieren. Er hinterfragt bei allem, was er tut, den Sinn. Wer selbst ein organisierter Mensch ist, wird beim Lesen dieses Buches wahrscheinlich durchdrehen. Wer das Problem, dass man etwas anfängt und zwischendrin vom Hundertsten ins Tausendste kommt, kennt, hat dagegen viel zum Schmunzeln.
Corinna Meierhöfer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Kleine Probleme
Nele Pollatschek
Galiani Berlin (2023)
197 Seiten
fest geb.